Review< Zurück 23.06.2010
Von Lena Wiesbauer
Welche Jobaussichten haben PhilosophiestudentInnen? Großartige! Der eine wird Klatschspaltenjournalist, andere werden Autoren der beliebten Serie „Big Brother“ und wer nicht so viel schreiben will und mit einem Stipendium nicht auskommt, kann auch Dog-Walker werden.
Marta (Isabella Ragonese) – selbstbewusst, tough, Sizilianerin – verfasst eine Arbeit über Heideggers Abhandlung „Sein und Zeit“, schließt mit „summa cum laude“ die Akademie ab und bewirbt sich fleißig bei Verlagen, Zeitungen, Universitäten und sogar bei der Schulbehörde. Doch den Verlegern, Chefredakteuren, Rektoren und Direktoren ist das egal und aus „summa cum laude“ wird „Wir melden uns bei Ihnen!“
Na gut, von sein und Zeit bekommt Marta kein Geld. Sie bekommt zwar von ihrer Mutter (Mary Cipolla), die mit Gras und Chemo gegen ihren Brustkrebs kämpft, eine finanzielle Belohnung für ihren Abschluss, aber das reicht nicht. Eines Tages bekommt sie von einem kleinen, blonden, großbrilligen Mädchen einen Zettel in die Hand gedrückt. Auf dem zerknüllten Papier steht eine Telefonnummer. Marta ruft an und bekommt einen Job – als Babysitterin des kleinen, blonden großbrilligen Mädchens, das Sara heißt. Vor dem Einschlafen hört die Kleine Geschichten von Platon und Co.
Saras Mutter Sonia (Micaela Ramazzotti) – in der Pubertät steckengeblieben, männervernaschend und naiv – gibt Marta ein Zimmer in ihrer Wohnung und einen Tipp für einen anspruchsvollen Job, bei dem gute Rhetorik, strategisches Denken und Charme gefragt ist: Call-Center-Mädchen bei „Multiple“. Am Anfang läuft alles gut, denn die einfache Welt des Call-Centers ist eine gelungende Abwechslung zum verkopften Unialltag. Marta macht sich richtig gut und gewinnt sogar als beste neue Mitarbeiterin einen Stahlschlüsselanhänger auf dem „Multiple“ steht. Wow! Doch irgendwann bemerkt Marta, in welcher Welt sie da gelandet ist.
In einer Welt der Lügen, pardon, der verschmückten Wahrheiten.
In einer Welt der Gehirnwäsche, pardon, der besonderen Motivationsgespräche.
In einer Welt des Wettbewerbs, pardon, des Verkaufs, der gesteigert werden soll.
In einer Welt der Intrigen, pardon, der Mittel zum Zweck. (und da ist jedes Mittel recht!)
Vielleicht kann ja die Gewerkschaft helfen? Oder ist das auch nur ein Verein, der ein komisches Gewerk schafft?
Das ganze Leben liegt vor dir, ist eine gelungene italienische Komödie, bei der einem schon manchmal das Lachen im Hals stecken bleibt. Sie erinnert daran, dass in unserer Welt ganz schön viel falsche Musik gespielt wird. Doch auch richtige. Und jeder Mensch darf sich aussuchen, zu welcher er tanzt.
Meine Wertung: |
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Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!